Historie der 
Trientinischen Adels-Familie Ziller aus dem Nonsberg
Ein halbes Jahrtausend Familiengeschichte
 

1.Kapitel : Der geadelte Antonius Ziller aus Seio

 

Ausgangspunkt unserer Excursion in die Vergangenheit der Familie Ziller ist ein gewisser Antonio Ziller, Notar in Seio.
Er wurde ob seiner Verdienste bei den Bauernaufständen 1525 u.1526 von Fürstbischof Bernardo von Cles im Jahre 1527in den Adelstand erhoben und erhielt einen Wappenbrief.
Mit ihm erhielten auch seine Brüder Petrus und Nicolaus sowie seine Neffen Jacobus und Bartholomäus das Adelsprivileg.


Quellen:
-Tirolisch-Vorarlbergerischer Wappenschlüssel (Fischnaller) 
-Archiv für Geschichte und Altertumskunde Band 4 Seite 179 
 beide Werke im Ferdinandeum.

 
 
   (c) photodisc
 
Abb.1 "Das Ziller Wappen aus der Goldegg'schen Wappensammlung
sowie eine Kopie des Adelsprivilegs von Antonio Ziller aus den "Libri Feudali"
(Trientiner Lehensbücher) Band 11 Seite 191 aus dem Jahre 1527
Original im Staatsarchiv in Trient. "

 

Antonio war in Seio einem kleinem Dorf nahe Sarnonico auf dem Nonsberg (Val di Non) ansässig. Er dürfte wohl zu Ende des 15.Jahrhunderts zwischen 1470 und 1480 geboren worden sein und hatte zwei Brüder, Petrus und Nicolaus. Ihr Vater war Joannes Ziller. Dies geht aus einer Urkunde, die Antonius selbst im Jahre 1513 verfasste hervor. Aus diesem Dokument ist auch sein Notariatszeichen ersichtlich.

 
 
 
Abb.2.: Die Signatur von Antonius Notar in Seio aus einem Vertrag
vom 1.März 1513
Übersetzung: Ego Anthonius fq (filius quondam) ser Johanis de Seio............
Ich Antonius Sohn des einstigen Ser (Titel für Notar) Johannes von Seio
         

                                                                                                                                                                                    Abb.3.:Das Notariatszeichen von Antonius

 
 
 
Das Dokument stammt aus der Pfarre von Cles . Es wurde mir in Kopie von Paolo Inama
übermittelt ,dem ich dafür herzlich danken möchte.
Autorizz.Parrocchia Cles (TN) I-38023, 12.03.2003
 

Laut Ausserer stand unterhalb der Kirche des Dorfes auf einem kleinen vorspringenden Plateau das Schloss oder Haus der Herren von Seio. Da Antonio dem Notarenstand angehörte, darf auch ohne weiteres angenommen werden, dass er, auch in Ermangelung anderer in Seio genannter Notare, zu diesen Herren von Seio zu zählen war.

Über das Schloss der Herren von Seio schrieb Ausserer:

"Von der alten Burg in Seio, von den Bauern 'Castellazzo'
 (verfallenes Schloss) genannt, ist wenig mehr übrig;
Die Ringmauer, die vor einem Jahrzehnt (Ausserer`s Buch entstand um 1895) noch deutlich sichtbar war, die Fundamente, sowie die ganze Ruine wurden als Steinbruch für das nahe Dorf Seio betrachtet, und heute bezeichnet nur noch der Name und ein kleiner Steinhaufen in der Mitte des Burgstalles den Ort, wo einst Schloss Seio gestanden."

Heute, über hundert Jahre später, ist nur mehr ein teils bewaldeter Hügel zu sehen, der die einstige herrliche Lage des Schlosses der Herren von Seio erahnen läßt. Auf die Frage an einen einheimischen Bauern, ob noch Reste des Castellazzo zu sehen wären, kam die spontane Antwort:"Niente".

 
 

                                                                                                                        

 
                                                                                                                                                                      Abb.4 Seio mit dem bewaldeten Hügel rechts                                          Abb.5 Alte Ansicht von Seio
                                                                                                                                        im Bild, wo das Castellazzo stand

                                                                                                                                                                      

                                                                                                                                                                                                                                                         Abb.6 und 7 Blicke auf den Schloss-Hügel



Die Herren von Seio waren schon am Ausgange des 13.Jahrhunderts im Dienste des Grafen Mainrad sogenannt.
Auch gibt es Urkundenbelege über Vorfahren von Antonio, die seine Herkunft mit ziemlicher Sicherheit herleiten lassen.
In einem Buch des Autors Negri "I Signori di Sant’Ippolito e di Clesio" auf S. 255 wird erwähnt:

" 2 Februar 1466 Hieronimus q. Antonio Ziller aus Sejo war Notar ."

Daraus ergibt sich folgender Zusammenhang:
Hieronimus war 1466 Notar in Seio und wird als Sohn des "einstigen" (q bedeutet quondam) Antonius genannt.
Nach der Tradition den erstgeborenen Sohn den Namen des Großvaters zu geben, kann angenommen werden, dass Johannes ,der Vater des Wappenträgers Antonio, wahrscheinlich  ein Bruder des oben erwähnten Hieronimus war.
Dies insbesondere auch deshalb, weil Antonius selbst drei Söhne mit Namen Johannes,Hieronimus und Georgius hatte, die die Ziller-Generationen in Seio und Sanzeno weiterführten.

Das Notarengewerbe, welches am Nonsberg weit verbreitet war, wurde also in der Familie Ziller von Genereation zu Generation weiter ausgeübt und reicht vermutlich bis in das 14. Jahrhundert zurück. 
Laut der Autoren Inama und Ausserer nahmen die Notare eine eigene Stellung ein und wurde deren Amt auch weiter vererbt.
Ihr Titel war "Ser" und sie genossen hohes Ansehen, da sie auch beinahe immer dem Adel zugezählt wurden.

 
 

2.Kapitel: Die Sanzeno Linie und ihr Gründer Georgius Ziller
 
 
 
 

Auch ein anderer Sohn unseres Antonius führte die Notarentradition weiter fort. Sein Name war Georgius. Er gründete zusammen mit Catharina die Sanzeno-Linie der Familie Ziller. Sie hatten zusammen fünf Kinder.
Antonius,Petrus,Jacobus,Martinus u. Magdalena
Nach dem Tod seiner Gattin Catharina, die sicher vor 1569 starb, war er in zweiter Ehe mit Juliana de Josii aus Enno verheiratet, mit der er jedoch keine Kinder mehr hatte.

Georgius erbaute in Sanzeno Mitte des 16.Jahrhunderts ein Haus, welches in mehreren Fachbüchern von Gorfer u.Bartolini als "Casa Zillera" erwähnt und beschrieben wird.
( Mein besonderer Dank gilt dem Architekten Fabio Bartolini, der mir bei meinen Nachforscungen mit vielen Büchern und Unterlagen zu diesem Thema behilflich war.) 

 
 

Abb.5 Casa Zillera ( jetzt Casa Giuliani ) in Sanzeno

Dieses Haus übergab Georgius in einem Vertrag aus dem Jahre 1576, den der Notar Gottardius Gottardi verfasste, seinen drei Söhnen Antonius, Jacobus und Martinus, behielt jedoch für sich, seiner  zweiten Gattin Juliana und seiner zu diesen Zeitpunkt noch unverheirateten Tochter Magdalena den Fruchtgenuß.
In den Imbreviaturen des Notars Gottardo Gottardi aus Rallo (Original im Staatsarchiv im Trient) liegt folgender Akt auf (deutsche Übersetzung):

"In San Sisinio (San Zeno) am 26. August 1576 im Haus Ziller Zeugen: Giacomo Busetti aus Rallo, Giovanni Sohn von Giacomo Zanetti und Giovanni Antonio qm. Bartolomeo Zanelli aus San Sisinio.
Giorgio qm. (quondam) Antonio Ziller ("Ciller") aus Sejo, wohnhaft in San Sisinio, erklaert, dass er drei Soehne Antonio, Giacomo und Martino , die unabhaengig von ihrem Vater sein moechten, hat.
Aus diesem Grund schenkt Giorgio seine Gueter den Söhnen und behaltet fuer sich, seiner Gattin und seiner Tochter Magdalena den Fruchtgenuss seines Hauses in San Sisinio."

(Den Hinweis auf den Vertrag und die erste Übersetzung erhielt ich von Eugenio Valentini, dem ich hiermit herzlich danken möchte. )

 
 
Abb.6 Auszug aus der ersten Seite des Vertrages aus dem Staatsarchiv in Trient
 

Aus diesem Akt geht einerseits hervor, daß Georgius der Sohn des geadelten Antonius war und andererseits, daß   Antonius zum Zeitpunkt der Urkundenausfertigung bereits verstorben war. Weiters zeitigt der Kontrakt, daß seine erste Frau und Mutter seiner Söhne, Catharina, bereits verstorben war,denn auch über das mütterliche Erbe wird in diesem Vertrag entschieden.
Ebenso war sein vierter Sohn, Petrus, bereits verstorben.

Georgius, der in den Matriken von Sanzeno immer wieder als Vater oder Pate erwähnt wurde, starb wahrscheinlich nach 1593. Wenn man sein Geburtsdatum um ca. 1510/15 annimmt so dürfte er ein sehr hohes Alter erreicht haben.

 
 
 
 
3.Kapitel:Martinus Ziller
 
 
 

Martin war vermutlich der jüngste Sohn des Georgius und wurde ca. 1550 geboren. Aus den Taufmatriken geht eindeutig hervor, dass Martin zweimal verheiratet war. In erster Ehe mit Agnes Tavonati und in zweiter Ehe mit Andreana Zentil ( Gentili ). Beide Damen entstammen noblen und angesehenen Familien des Nonsberges.

Die erste Frau Martins, Agnes, dürfte nach 1583 gestorben sein.Sie wurde in einer Taufurkunde aus dem Jahre 1583 noch als Gattin Martins erwähnt. Vermutlich starb sie bei der Geburt ihres Sohnes Antonius. Seine zweite Frau Andreana Zentil heiratete er sicher vor 1587.
Er hatte zusammen mit beiden Frauen 13 Kinder.

Weiters kann angenommen werden, daß Martin aufgrund der Bezeichnung "Ser" (Taufurkunde seines Sohnes Georg 1573), die nach Angaben von Ausserer u. anderen Autoren nur Notaren vorbehalten war, gemeinsam mit seinem Bruder Antonius das Notargewerbe ausübte.

In dem Buch "La Stupenda Inquisitione d' Anaunia" der Autorin Claudia Bertolini über die Hexenprozesse von 1611 bis 1615 wurde Martin als Besitzer des Hauses, in dem zwei dieser Prozesse stattfanden, erwähnt.

Er starb zw. Jän.1630 u. Okt.1631 wohl auch in einem für damalige Zeiten sehr hohen Alter.  

 
 
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Fortsetzung folgt!

copyright Dr.Ferdinand Ziller